Lucas:
Nur noch wenige Meter trennen mich von Ally, die gerade aus dem Wagen ausgestiegen ist und hilflos zu einem älteren Herren sieht, der ebenfalls aus dem Auto steigt. "Ally!", rufe ich ihr zu und bin sofort bei ihr. "Was soll das alles hier bedeuten? Was geht hier vor?", frage ich atemlos und fasse sie an den Schultern.

allys Mutter:
"Junger Mann, lassen sie auf der Stelle meine Tochter los und räumen sie diesen Baum von der Straße!", sage ich aufgebracht und steige nun ebenfalls aus dem Wagen. Ich stelle mich demonstrativ vor Allison und verschränke die Arme vor der Brust. "Lassen sie uns gehen, das ist das beste für Allison und wahrscheinlich auch für sie!"

Lucas:
Sprachlos schaue ich von Allys Mutter zu Ally und schlucke hart. "Nein...", flüstere ich leise und merke wie mir ganz anders wird. "Das können sie doch nicht machen. Ist es wegen der Angriffe? ich schwöre ihnen, ich werde ihre Tochter mit meinem Leben beschützen! Ihr wird nichts passieren, das würde ich niemals zulassen", sage ich beschwörend und schaue Allys Mutter flehentlich in die Augen.

Lucas:
Mir bleiben kurz die Worte im Hals stecken. "Verdammt nochmal, ich habe in den letzten 48 Stunden über 100 Mal das Leben ihrer Tochter gerettet und sie meins ebenso. Ist ihnen das etwa gar nichts wert?" Mein Blick wandert weiter zu Ally. "Ally du musst nicht mit ihnen gehen, bleib hier...bitte", das letzte Wort ist beinahe nur noch ein Flüstern, so verzweifelt bin ich.

Allys Mutter:
"Wir sind hier fertig!", sage ich geringschätzig und packe Ally am Arm. Plötzlich werde ich zur Seite geschoben und Lucas steht neben uns. "Lassen sie ihre Tochter doch einmal zu Wort kommen, was sind sie denn für Eltern, dass sie sie einfach verschleppen!". Empört schaue ich von ihm zu meinen Mann. "Tu doch etwas!", zische ich ihm zu.

Lucas:
Ich gebe es auf auf Allys Eltern einzureden, stattdessen hocke ich mich vor den Wagen und greife nach Allys Hand. "Hey, ich finde dich wieder und dann bringe ich dich zurück, okay? Ich verspreche es dir". Ich schlucke und will mir nicht eingestehen, wie schlimm die Situation wirklich ist. "Du wirst nicht bei ihnen bleiben müssen wenn du nicht willst...", mit einem kalten Blick zu ihren Eltern beuge ich mich nach vorne und drücke meine Lippen auf ihre. All meine Verzweiflung lege ich in diesen einen letzten Kuss. Mir wird abwechselnd heiß und kalt, während ich mit einer Hand durch Allys Haar streiche und mich schließlich aus dem Kuss löse. Ich greife an meinen Hals und reiße meine Magierkette ab, das Zeichen das ich der nächste Anführer sein werde. "Hier, das soll dich an mich erinnern und ich werde immer an dich denken", ich drücke ihr die schimmernde Silberkette in der Hand und stehe dann wieder auf. Mit einer knappen Handbewegung schleudere ich den Baum wieder von der Straße und gehe einige Schritte zurück. Mit schmerzendem Herz beobachte ich wie die Doyles in den Wagen steigen und los fahren. Keine Schlacht der Welt könnte schlimmer sein als das hier. Ich könnte noch so viel probieren, noch so mächtig werden und doch könnte ich Allison niemals vor ihrer eigenen Familie beschützen. Als der Wagen nur noch ein undeutlicher Schatten im Nebel ist, lasse ich mich auf die Knie sinken und verberge mein Gesicht in den Händen. Egal was passiert, ich werde mein Versprechen halten.

Lucas:
Es dauert lange bis ich wieder in der Lage bin aufzustehen. Mit mechanischen Schritten gehe ich durch das Schulgelände und finde mich vor meiner Zimmertür wieder. gerade noch rechtzeitig wird mir bewusst, dass Oli und Rachel noch da drinnen sind, doch ich sehen mich nach Ruhe. Ich mache auf den Absatz kehrt und gehe stattdessen in den Mädchentrakt. Kann mir jetzt auch egal sein, ob die Vertrauenslehrer damit ein Problem haben oder nicht. Schneller als gedacht erreiche ich die weiß lackierte Tür, das zu Allys und Rachels Zimmer führt und stoße diese auf. Meinem Herzen ist bereits schmerzhaft bewusst, was mein Gehirn einfach nicht verarbeiten kann. Sie ist weg. Fort. Gegangen. Nein! Ich schüttele den Kopf und haue eine Vase vom Tisch. Nein, ist sie nicht! Ich balle die Hand zur Faust und versuche gleichmäßig zu Atmen.

Rachel:
Ich habe mich im Schlaf wie ein Kätzchen zusammen gerollt, meine Hand liegt locker auf Olis Bauch und mein Kopf ruht auf seiner Schulter. Ein kleines Lächeln umspielt im Schlaf meine Lippen, obwohl der Traum in dem ich stecke nicht halb so schön sein kann wie die Realität in diesem Augenblick.

Lucas:
Ich setze mich aufs Bett und starre die Wand an. Nach einer Weile fange ich an mich im Zimmer umzublicken und muss schmunzeln. Wie unterschiedlich die zwei Mädchen doch sind, die hier leben. Die eine Seite ist überschwänglich dekoriert und liebevoll chaotisch, die andere Seite ist akkurat gestrichen und ordentlich aufgeräumt. Bücher und Zeitschriften sind die einzigen Dekoelemente. Ich schüttele den Kopf. Allison ist immer so ordentlich. gedanken verloren greife ich nach einem Buch aus dem Regal und lese mir die Inhaltsangabe durch. Ich lache laut auf und stelle das Buch zurück ins Regal. War ja klar dass die Hälfte der Romane in diesem Schrank romantische Liebesgeschichten sind. in diesem Zimmer scheint der Verlust erträglich, alles wirkt so als würde Ally jeden Moment wieder kommen.

Rachel:
Ich blinzel verschlafen, als ich etwas an meinen Haaren spüre. "mhm?", murmele ich leise und versuche etwas zu erkennen. Ein vertrautes Gesicht blickt mir entgegen und ich zucke zusammen. In meiner Hast mein Haar zu ordnen, falle ich fast vom Bett. "Oh! Es tut mir so leid dass ich eingeschlafen bin! Ich wollte doch auf dich aufpassen...oh nein...wie gehts dir denn?", sprudele ich hervor.

Rachel:
"Mir?", verblüfft schaue ich Oli an. "Ach, mir gehts doch immer gut!", sage ich mit einem kleinen Grinsen und betrachte ihn prüfend. "Soll ich Ally suchen damit sie dich untersuchen kann oder brauchst du was? Möchtest du etwas essen?", während ich spreche versuche ich mit fahrigen Händen mein Haar zu ordnen und meine Klamotten zu entknittern.

Rachel:
"Okay", sage ich schnell, als Oli in der Dusche verschwindet. Ich versuche mich abzulenken, kann jedoch nur daran denken wie er jetzt unter dem heißen Wasser steht...in all seiner Pracht...nackt. Prompt erröte ich bis ins unermessliche und versuche schnell an etwas anderes zu denken, doch vergeblich. In meinen Gedanken spielt sich ein sehr unanständiger Film ab und ich kann einfach nichts dagegen tun. Seufzend ziehe ich mir ein Kissen vors Gesicht und atme langsam ein und aus.