Rachel
Noch einmal sehe ich den Mond an. Ein letztes Mal, das verspreche ich mir selbst. Mir ist ganz schwer ums Herz und immer wieder denke ich an all die Menschen die ich zurück lasse. "Mich hält hier nichts", ertönt Olis eiserne Stimme in meinem Kopf. SeiN Blick ist mir durch den gesamten Körper wie ein elektrischer Schlag gejagt. Jede Zelle, die die Elektrizität berührt hat, tat weh und ich spüre nach wie vor diesen alles verschlingenden Schmerz. Hastig schüttele ich den Kopf, um den Gedanken zu verdrängen. Vielleicht werde ich eines Tages stark genug sein, um diese Erinnerung zuzulassen aber dieser Tag ist ganz gewiss nicht heute. Ich drehe mich leise seufzend um und erstarre. Für einen kurzen Moment traue ich meinen eigenen Augen nicht. Im hellen Licht des Mondes steht eine dunkle Gestalt vor mir. Das Haar steht ihm unordentlich vom Kopf ab, so als wäre er mit DEN Finger immer wieder hindurch gefahren. Das vertraute schwarze Shirt ist immernoch dreckig vom Kampf mit Lucas. "Oliver", flüstere ich atemlos und habe das Gefühl meine ganze Welt würde über mir zusammenbrechen. "Ich. ..ich", stottere ich, habe jedoch nicht wirklich etwas zu sagen. "Ich gehe ja schon, tut mir leid, dass du mich sehen musstest", sage ich emotionslos und kehre ihm den Rücken zu. "Ich bin froh, dass du hier bleibst. Es ist dein Zuhause. Ich bin diejenige die hier nicht hingehört. Ich bin ein Monster", ich erkenne meine Stimme kaum wieder.

Rachel:
Ich erstarre, als sich plötzlich nur allzu vertraute Arme um meine Mitte legen und mich typische Duft nach Wald und frischem Wind umhüllt. Oli drückt seinen starken Körper fest an meinen und ich kann seine Hitze spüren. Seine Worte lassen mich schluchzen, treiben mir Tränen in die Augen und drohen mich zu ersticken. Zuerst langsam und dann immer heftiger schüttele ich den Kopf. Wie Peutschenhibe knallen meine Haarsträhne dabei immer heftiger gegen meine Wangen. Ich mache mich unsanft aus der Umarmung los, bringe es aber nicht um die letzten kleinen Scherbchen meines Herzens, mich umzudrehen. "Es hat schon alles seine Richtigkeit. Wäre ich nicht gewesen, wärst du noch ein Wolf und glücklich. Auch Ally würde es besser gehen und Lucas hat ebenso unzählige Male sein Leben für meins geopfert. Ich habe meine Schwester ERMORDET welcher Mensch könnte so etwas wie mich auch nur ansehen, geschweige denn gern haben? Ich habe dir deinen Wolf genommen...Du fühlst dich elend wegen mir. Dabei wollte ich diejenige sein,die dich vor allem beschützt und zum Lachen bringt", ich zittere am ganzen Körper, fühle mich hilflos und verloren. Ich will nur weg. Einfach weg. Olis Berührungen fühlen sich noch schlimmer an, als die Gewissheit zu wissen, dass ich ihn verloren habe. Ihn zu sehen und seine Worte zu hören mit dem Wissen, dass ich ihn wahrscheinlich niemals wiedersehen werde, ist beinahe unerträglich und reißt mich in 1000 Stücke.

Rachel:
Für einen Augenblick bin ich wirklich versucht ihm nachzugeben, doch dann kreischt die nervige Stimme in meinen Ohren wieder auf und ich mache mich ruckartig von ihm los. "Ich kann das alles so nicht", höre ich mich selbst sagen, doch das bin nicht länger ich die da spricht. Etwas fremdes, kaltes hat Besitz von meinem herzen ergriffen und spricht durch mich durch. Meine Lippen bewegen sich, doch ich fühle die Worte nicht, die heraus kommen. "Ich bringe euch alle in Gefahr, früher oder später hätte es so kommen müssen...", ein Kloß bildet sich in meinem Hals und droht mich zu ersticken. "Ich gehöre hier nicht her. Habe es noch nie. Ich wollte auch nicht wieder zurück in dieses verdammte Schloss und hatte auch recht damit. Wir sind keine halbe Nacht hier und schon läuft alles aus dem Ruder. Ich hasse, HASSE es hier! Hier sterben Menschen, meine Freunde sterben wie die Fliegen oder werden verletzt!"