Rachel:
Ich unterdrücke einige passende Flüche, die mir in diesem Moment in den Sinn kommen und atme mehrmals tief ein und aus. "süße, mein Vater hat versucht mich zu entführen! Und das haben wir auch geregelt! denkst du wirklich, dass eine Schule voller Zauberwesen nicht gegen zwei Advokaten ankommt? Wenn du willst schicke ich Oli vorbei und er macht kurzen Prozess mit ihnen", ich zwinkere Oli verschwörerisch zu. Natürlich ist mir klar, dass kein Witz dieser Welt die Situation verharmlosen kann aber Ally klingt so traurig, ich muss sie einfach aufmuntern.

Rachel:
Bei Allys Worten werde ich wieder wütend. "Ääh nein das tust du nicht! Du hast doch gerade selbst gesagt deine Eltern wollen dich wieder auf eine andere Schule schicken also bleibst du nicht bei deinen Eltern sondern wechselst die Schule! Wenn du und deine Eltern ach so pike feine High-Society Anwälte seid, müsstest du den Unterschied verstehen!"

Rachel:
"Nee ist klar, ich habe keine Ahnung wie ignorante Eltern sind! Wenn sie einen ansehen und plötzlich bist du nicht mehr ihr kleines Mädchen, sondern ein Monster. Stimmt, Ally, du hast Recht, ich weiß es nicht! Und du hast ebenso recht, bleib doch wo der Pfeffer wächst, wenn in dienem Leben und auf dieser Schule nur Lucas für dich zählt. Viel Spaß mit deinen Eltern, ihr habt euch verdient!", sage ich bitter und reiche wortlos das Handy an Oli weiter, ich möchte nichts mehr hören, kein Wort mehr von meiner angeblichen Freundin.

Rachel:
So stur wie ich nun eben bin, drehe ich mich zur Wand und ziehe mir ein Kissen über den Kopf. "Warum will sie überhaupt zurück, wenn Lucas nicht da ist? Wir sind ihr alle doch scheiß egal. Oder hat sie dich gefragt wie du dich erholst? Hat sie überhaupt irgendwas gefragt was nicht mit ihr oder Lucas zu tun hat?", gebe ich säuerlich zu bedenken und bin mir bewusst, dass Oli der falsche ist, das meine Wut nichts mit ihm zu tun hat und doch kann ich nicht verhindern das die Worte nur so aus mir heraus sprudeln. "Wir hätten tot sein können und sie hätte es nicht mal interessiert, tolle Freundin.", schließe ich meinen Monolog mit einem endgültigen Tonfall.

Rachel:
Ich liege wütend und viel zu verletzt eine Weile still in meinem Bett und sage kein Wort. erst nach einer gefühlten Ewigkeit wende ich mich zu Oli und blicke ihn ernst an. "Ja, ich habe mich bei ihr bedankt und nicht nur einmal. Sowohl dafür, dass sie dich in der Höhle gepflegt hat, wie auch dafür dass sie dich ins Leben zurück geholt hat, nachdem du MEINETWEGEN angeschossen wurdest. Genauso wie ich mich auch bei Lucas immer und immer bedankt habe, das er mir unzählige Male geholfen hat und damit meine ich nicht nur die großen Sachen, sondern auch die kleinen Gefälligkeiten." Meine Stimme klingt ganz ernst und ich bin von mir selbst überrascht, wie nüchtern und erwachsen ich klinge. In meinem kleinen dummen Mädchenkopf denke ich jedoch ganz egoistisch und bitter Natürlich muss Allison ein Drama einfallen, während ich gerade einmal glücklich bin. Soll doch Lucas sie retten, ich krümme keinen einzigen Finger mehr. Ich weiß dass meine Gedanken falsch sind und auch nicht meinen wahren Gefühlen entsprechen aber ich kann nicht anders. Nach so viele Enttäuschungen, bin ich einfach nicht dazu in der Lage mit noch einer umzugehen und Ally war der einzige Mensch, die einzige Konstante die ich auf diesem Internat hatte. Männer hin oder her, sie war eine wahre Freundin, umso schmerzhafter war es für mich zu hören, wie wenig ihr unsere Freundschaft bedeutet hat. "Ich...ich lege mich jetzt schlafen...", sage ich an Oli gewandt und muss mich sehr stark zusammenreißen um nicht loszuschluchzen und sofort wieder nach meinem Handy zu greifen.

Lucas:
Noch lange in die Nacht hinein bleibe ich am Küchentisch sitzen und hänge meinen verworrenen Gedanken nach. Erst nachdem ich aus Brians Zimmer die ersten Geräusche höre, stehe ich auf und gehe mechanisch zum Zimmer meines Bruders. Im Türrahmen bleibe ich stehen und betrachte die stöhnende Gestalt im Bett. "Was zum Teufel?!", fragt Brian Stirn runzelnd und schaut mich verständnislos an. "Lucas?" Ich verschränke demonstrativ die Arme vor der Brust und nicke nur leicht. "Willkommen in der Reha", sage ich ungerührt. Leise spreche ich eine kleine Formel, die Brian in seinem Bett halten soll. "Mir gefällt nicht in welche Richtung du dich entwickelst. In den vergangenen 48 stunden warst du öfter in Lebensgefahr, als mir lieb wäre und egal was für ein Arschloch du auch geworden sein magst, du bist immer noch mein Bruder." Wie ich bereits erwartet habe, versucht Brian aus dem bett zu springen und mich anzugreifen, doch meine Formel bewirkt, dass er sich nicht bewegen kann. "Sag Bescheid wenn du was brauchst, ansonsten wirst du erst einmal hier liegen bleiben und über deine Taten nachdenken", ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe zurück in die Küche. Hinter mir ertönt lautes Geschrei, gefolgt von mehreren unschönen Flüchen und noch mehr Geschrei. Seufzend lege ich meinen Kopf in die Hände. Ist das was ich hier tue wirklich das richtige?, schießt es mir unwillkürlich durch den Kopf und wie zur Bekräftigung meiner Gedanken ertönt aus Brians Zimmer ein erneuter Schwall aus Flüchen und Verwünschungen.

Rachel:
Es dauert lange bis meine unruhigen Gedanken zum Stillstand kommen und ich es schaffe einzuschlafen. Am nächsten Morgen wälze ich mich im Halbschlaf unruhig in meiner Decke und weigere mich zunächst die Augen zu öffnen, erst nachdem ich leise Schritte höre, blinzele ich verwirrt in das Halbdunkel des Zimmers. Gedanken und Erinnerungen überfluten augenblicklich meine Sinne und ich wünsche mir sehnlichst, wieder schlafen zu können. Nachdem ich mich noch mehrmals hin und her geworfen habe, ohne dass der Schlaf wieder seine schützenden Hände nach mir ausstreckte, schleudere ich schließlich die Decke fort und rappele mich mühsam vom Bett hoch. Meine Knochen schmerzen und meine Beine zieren unschöne Blutergüsse und Kratzer. seufzend schnappe ich mir meine Kulturtasche und stampfe mies gelaunt ins Mädchenbad.

Rachel:
Die warme Brise entspannt meine verkrampften Muskeln etwas und ich genieße es den Schmutz und Schmerz der letzten Tage im Abfluss verschwinden zu sehen. Ich lasse mir mehr Zeit als unbedingt nötig im Bad und gehe mit eingezogenem Kopf und einem merkwürdigen Brummen im Bauch zurück in mein Zimmer. Ergeben kratze ich mich am Hinterkopf, als ich einen frisch geduschten Oli sehe. "Morgen...", brumme ich zur Begrüßung und beginne geschäftig meine Klamotten vom Boden aufzusammeln.