Rose:
Sobald die beiden uns erreicht haben, schwanke ich zu Hector und schließe ihn erst in die Arme, nur um ihn dann loszulassen und gegen die Brust zu boxen. "Was an, bleibt weg vom Schlachtfeld, versteht ihr zwei Idioten eigentlich nicht?", brülle ich ihn und Ari an. Mein Blick huscht zu Killian und ich erbleiche vor Schreck. "Was ist passiert?", frage ich, vollkommen abgelenkt von meiner Wut. Ich gehe vor ihm in die Hocke und ziehe sein Hosenbein hoch. Entsetzt schnappe ich nach Luft. "Das sieht nicht gut aus", flüstere ich tonlos. Ich drücke meine Hand so fest es geht gegen meine Seite, damit Killian nichts von meiner Verletzung mitbekommt. Mir kommen fast die Tränen vor Schmerz. "Lass mich dir helfen", sage ich und stelle mich so neben ihn, dass ich ihn stützen kann. Hier ist es ruhiger, die anderen scheinen das Tor gut verteidigt zu haben und im Innenhof sind so gut wie keine Orks mehr. Verletzte werden vom Schlachtfeld getragen und Leichen werden bereits geborgen um Platz für die Lebenden zu schaffen.

Ari:
"Oh mein Gott, Killian!", rufe ich aus und stürze zu ihm. Mir laufen Tränen übers Gesicht und ich betrachte entsetzt das bleiche Gesicht meines Mentors. "Was ist passiert?", ich schaue anklagend zu Hector, immer noch erschüttert von der Vorstellung, dass mein unbesiegbarer Mentor verletzt ist.

Ari:
Ich starre Hector bitterböse an und würde ihm am liebsten in diesem Augenblick die Augen auskratzen. Mein Vertrauen hat dieser Verräter auf jeden Fall schon verloren, soll er doch einfach so weiter machen, dann wird er mich noch kennen lernen. Ich knie mich hin und schließe die Augen, mit hochkonzentriertem Gesichtsausdruck lasse ich die Energie meines Körpers in den von Killian fließen, es fühlt sich an als hätte jemand die Heizung angemacht, doch anstatt dass sie mich wärmt zieht sie die ganze Wärme aus mir heraus und wärmt stattdessen Killian.

Rose:
Ich beobachte Ari und habe ausnahmsweise nichts gegen dein Einsatz ihrer Kräfte. Legolas gesellt sich zu uns und beobachtet interessiert zuerst Ari und dann ihren Bogen. Er legt nachdenklich den Kopf schräg und als Ari herumfährt und ihn erblickt, weicht plötzlich jede Farbe aus ihrem Gesicht und sie erstarrt. "Ari?", frage ich besorgt und in diesem Moment passiert es.

Rose:
Ich zerre Ari auf die Beine und stelle mich schützend vor sie und Hector. Mit meinem Schwert pariere ich ein paar Schläge, kann mich jedoch nicht mehr so flink bewegen wie gewohnt und kassiere auch einige harte Treffer. Mein Herz hämmert mir gegen die Brust, die Orks scheinen nun überall zu sein. Ein Pfeil trifft Legolas in die Seite und dieser sackt leblos auf den Boden. Ich erschaudere und packe einen Ork an den Haaren, wirbele ihn herum und stoße ihn geradewegs in eine kleinere Truppe von Angreifern, sie rieseln wie Dominosteine zu Boden. Mein Körper pumpt Adrenalin durch meine Adern und ich vergesse für kurze Zeit den Schmerz, ich schaffe es sogar eine Zeit lang mit zwei Schwertern zu kämpfen, werde aber recht bald in die Enge getrieben. Mein Puls rast und mein Blick huscht gehetzt zu Killian. Er erwidert kurz meinen Blick und da liegt so vieles darin aber mir bleibt keine Zeit alles zu erkennen. Ein Ork bahnt sich einen Weg durch die Menge und stürmt geradewegs auf Killian zu, ich laufe genau in dem Moment los, als er sein Schwert hebt. "Killian!", ich stürze mich auf den Ork und ringe ihn zu Boden, mit meinen bloßen Fäusten prügele ich auf ihn ein, blind vor Zorn. Meine Wut verschlingt alles um mich herum und erst als meine Fäuste nur noch auf klebrigen Brei treffen, halte ich inne. Ich drehe mich wie in Zeitlupe um und sehe Killians leblosen Körper auf dem Boden sinken, ein Schwert mitten in seinem Oberkörper. Mein ganzer Körper zittert, meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich krabbele auf allen Vieren zu ihm und ziehe eine Spur aus Dreck und Blut hinter mir her. Er liegt auf dem Rücken, die Augen geschlossen, die groteske Wunde schimmert rötlich und sieht wie aus einem schlechten Film aus. Fassungslos strecke ich eine Hand nach ihm aus und ziehe sie wieder zurück. In meinen Ohren rauscht es, sonst sind da keine Geräusche mehr. Und dann schreie ich, ich wimmere wie ein verwundetes Tier und bedecke seinen Körper mit meinem. Mit zitternden Händen umfasse ich sein Gesicht und küsse ihn. Vielleicht ist es ein Märchen, ein Traum aus dem wir beide gleich erwachen und darüber lachen werden wie lächerlich es ist, uns wird ja niemals etwas passieren. Aber Killian wacht nicht auf. Panik überkommt mich, wie in einem Schraubstock klemmt sie meinen Körper fest in sich ein und drückt zu, bis alles schmerzt. Jeder Muskel, jede Faser meines Körpers spürt den Verlust. Vorsichtig hebe ich seinen Kopf und lege ihn mir in den Schoß, ich streichele sein dunkles Haar, während meine Tränen auf sein Gesicht tröpfeln. Jemand ruft unsere Namen, ein anderer zerrt an mir aber ich klammere mich in den Boden, nicht bereit Killian hier allein zu lassen. Und dann durchzuckt mich ein rasender, wilder Schmerz. Ich keuche auf, die Augen weit aufgerissen, Killians Kopf immer noch in dem Schoß. Mein Rücken brennt wie Feuer, mein Blickfeld verschwimmt und ich falle in ein tiefes Loch, mein letzter Blick gilt Killians leblosem Gesicht.

Ari:
Ich schaue zu wie Rose und Killian gegen die Orks kämpfen, da ich keine Pfeile mehr habe und Rose mein Schwert hat, kann ich nur tatenlos zusehen, als plötzlich ein Ork sich auf Killian stürzt und dieser leblos zu Boden geht. Mir stockt der Atem, ich will mich zu ihm stürzen aber Rose ist schneller, sie springt wie eine wild gewordene Furie auf den ork zu und ringt ihn zu Boden. In nur wenigen Sekunden ist der ork tot und sie krabbelt zu Killian, ihr entsetzter Schrei erschüttert meine ganze Welt. Ich sacke zu Boden, vergrabe mein Gesicht in den Händen. Nur undeutlich nehme ich war, dass der Kampf weiter geht. All die gemeinsamen Momente mit Killian kommen mir in den Sinn. Sei nicht albern, Killian kann nicht tot sein, er hat es geschworen!, schalt mich meine eigene Stimme. Ich rappele mich auf und renne zu den beiden. Auf dem Weg muss ich mich gegen ein paar Orks wehren aber in meiner Verzweiflung ist es nicht schwer. Ich lasse mich zu Rose fallen und versuche sie von ihm wegzuziehen, mit ihrem Körper schützt sie ihn vor allen anderen aber ich muss ihn sehen, muss sein Gesicht sehen und plötzlich kratzt mich etwas an der Wange. Ich schreie auf vor Schmerz, meine Wange blutet. Der Pfeil hat sein Ziel verfehlt und ich werde mir wieder unserer Lage bewusst, schnell bin ich auf den Beinen, bereit Rose und Killian zu beschützen und dann stockt mir abermals der Atem. ich sehe zu wie Roses Körper erschlafft und sie mit dem Gesicht voran reglos auf Killians Schulter liegen bleibt, in ihrem Rücken ein schwarzer Pfeil.

Ari:
Ich warte darauf, dass die Tränen kommen aber mein Gesicht bleibt trocken. Ich weiß nicht genau wann, aber ich habe einen Entschluss befasst und bevor ich näher darüber nachdenken kann, strecke ich meine Hände aus und murmele alte Worte, die mein Verstand beinahe schon wieder vergessen hat. Eine Kälte umhüllt mich und lässt mich erzittern, dennoch lasse ich die Hände über den leblosen Körpern unserer Mentoren schweben. Ich wiederhole die Worte immer und immer wieder, bis mein gesamter Körper vor Kälte bebt. Durch meine Adern fließt Eis und mein Herz hat nicht mehr Wärme in sich als eine Schneeflocke. Langsam und in kleinen Dosen lasse ich die Kälte heraus, ich lasse sie durch meine Finger in die zwei Körper fließen, fülle sie mit Kälte, verwebe diese dunkle Energie mit meiner eigenen, pochenden, lebendigen Kraft. Mehrere Minuten hocke ich so da, völlig versunken in die Heilung. Die Worte verlassen nur noch undeutlich meine Lippen und verdünnen sich immer weiter zu einem heiseren Flüstern. Mein Körper ist nur noch ein Gefäß, ein Fenster für Energie, ich selbst exestiere gar nicht mehr. Ich habe keine Schmerzen, es fühlt sich aber falsch an, die kleine Stimme in meinem Kopf schreit mich an, dass ich aufhören soll aber ich kann nicht. Eine heftige Kältewelle durchdringt mich und ich schreie kurz auf, überrascht von ihrer Intensität, sie strömt aus meinen Fingerspitzen und hinterlässt ein elektrisches Kribbeln. Ich sinke in mich zusammen, leblos, kraftlos aber nicht tot. Es war alles umsonst, denke ich mir und betrachte traurig, nicht in der Lage mehr zu empfinden, die beiden Körper, als sich plötzlich etwas regt. Eine Bewegung reißt mich aus meinen Gedanken und plötzlich öffnet Rose die Augen.

Rose:
Etwas Kaltes durchströmt die Dunkelheit meiner Gedanken und ich spüre den Tod in meinen Adern fließen, es wird mit jeder Sekunde weniger aber meine Kraft verrät mir, dass ich tot gewesen bin. Erschrocken fahre ich hoch und schreie laut auf vor Schmerz. Mein Rücken brennt wie Feuer und mein Bauch klebt vor Blut, ich verliere erneut das Bewusstsein, zufrieden damit keine Schmerzen zu spüren.

Ari:
Ich habe nicht mehr die Kraft dazu mich zu bewegen oder etwas zutun. Ich beobachte Rose wie sie erwacht, schreit und dann das Bewusstsein verliert, wie Killians Brust sich langsam hebt und wieder senkt. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen bleibe ich reglos neben ihnen sitzen und lasse mich hin und her wippen, in meinem Kopf sind keine Gedanken mehr, ich habe kein Blut mehr in den Adern, ich bestehe nur noch aus Haut, Knochen und unzusammenhängenden Gedanken. Eine Leiche mit Gedanken, ein Zombie.

Rose:
Ich spüre Menschen um mich herum und stelle zufrieden fest, dass ich anscheinend doch nicht tot sein kann, wenn ich immer noch etwas spüren kann oder etwa nicht? Meine Erinnerungen sind verschwommen und ich kann keinen klaren Gedanken fassen, weil mein Körper nur noch aus Schmerz besteht. Ich spüre etwas weiches unter mir, es bewegt sich, atmet, lebt. Killian? Ich öffne die Augen und mein Blick ruht auf seinem Gesicht, es ist blass aber nicht leblos. Wie ist das möglich? Ich schließe erneut dei Augen, unfähig sie länger offen zu halten.

Ari:
Als Fremde sich zu uns gesellen, stehe ich auf und verlasse das Schlachtfeld, ich weiß nicht wohin ich gehe oder wieso ich dorthin gehen, ich weiß nur, dass ich weg muss, vor allen. Sie leben und das ist die Hauptsache. Ich bleibe an einer Mauer stehen und lehne mich dagegen, sie ist Blut verklebt und voller Schlamm aber ich spüre ja ohnehin nichts, mir kann es egal sein. Reglos bleibe ich sitzen, den Blick nach innen gekehrt und versunken in meinen stillen Gedanken.

Rose:
ich spüre wie mir heiße Tränen in die Augen steigen. "Killian...du lebst", krächze ich undeutlich und kämpfe darum, nicht wieder bewusstlos zu werden. "Kann mich jemand von ihm runter holen?", frage ich leise, in der Hoffnung, dass mich jemand hören kann. Mir fehlt die Kraft auch nur einen Muskel zu bewegen und alles tut einfach nur weh. "Hector?", meine Gedanken kehren zu dem Moment zurück, an dem Killian getroffen wurde. Die Orks, Der Kampf. "HECTOR!", meine Stimme bebt vor Sorge.

Rose:
Ich verziehe angewidert das Gesicht bei der Erinnerung. "Ich wurde von einem Pfeil in den Rücken getroffen, von einem verdammten Pfeil in meinen verdammten rücken!", ich seufze und schüttele den kopf. "Nicht Mal vernünftig sterben lassen die Schweine mich, Killian bekommt natürlich ein Schwert", ich schüttele wieder mit dem Kopf, völlig vertieft in meine Empörung.