Gwenny:
Ich gehe mit raschen Treppen die Stufen hinauf und mustere den Wachmann ein wenig erschrocken. Es ist ein junger Mann, mit platinblondem Haar und schmalen braunen Augen, die ziemlich erschrocken dreinblicken, er erinnert mich auf unbestimmte Weise an Mr.Marley und meine Anspannung löst sich sofort. "Lassen sie uns sofort durch", sage ich so autoritär wie möglich und halte dem Wachmann den Siegelring von Mr.George, den dieser mir hastig in die Hand gedrückt hatte bevor ich gesprungen bin, unter die Nase.
Der Mann guckt fragend zwischen Gideon und mir hin und her und mustert dann eingehend den Ring. Es dauert einige Sekunden, in denen meine Hände unangenehm feucht werden und mein Pulsschlag sich immer weiter steigert aber schließlich nickt der Wachmann und lässt uns durch.
Ich stolziere an ihm vorbei, kann es mir aber nicht verkneifen einen triumphierenden Blick Gideon zu zuwerfen.

Gwenny:
Ich war schon weiter gegangen und muss deswegen noch einmal inne halten und mich würdevoll umdrehen, da wirft Gideon mir einen kleinen Regenschirm zu, den ich ungeschickt auffange und öffne. Ich gehe durch die tür und werfe dabei Gideon einen kalten Blick zu. "Tu doch nicht so auf nett", sage ich leise aber selbst in meinen Ohren klingt meine Stimme traurig. Mist! Lass dich doch von seinem Getue nicht verunsichern, ermahne ich mich, während ich in die Kutsche steige und auf meinen Platz rutsche.

Gwenny:
Bei seinen worten entfährt mir ein verächtliches Schnauben. "Es dreht sich nicht immer alles um dich, ich weiß mich schon zu benehmen und werde dir ganz sicher nicht im Weg sein!", verkünde ich bissig und zucke zusammen, als die Kutsche sich langsam in Bewegung setzt und ich auf meinem Platz hin und her geschaukelt werde. Das leise Plätschern des Regens beruhigt mich ein wneig aber ich kann Gideon immer noch nicht ansehen ohne das Bedürfnis zu verspüren ihm die Augen auszukratzen. Dieser Typ hatte eine eindeutig merkwürdige und höchst widersprüchliche Wirkung auf meine Gefühle.

Gwenny:
Ich ergreife nur widerwillig Gideons Hand, aber als er mir aus der Kutsche hilft strahle ich ihn fröhlich an und hüpfe die letzte Stufe hinunter. "Ouhja, ich habe meine Tante bereits seit so vielen Jahren nicht gesehen, es wurde wirklich allmählich Zeit für einen Besuch", noch ein leises Kichern hinterher und ich breite den Schirm aus und halte ihn über unsere Köpfe. Während ich an Gideons Arm zur Tür hinüber gehe zische ich ihm leise zu. "Bilde dir bloß nichts ein, ist alles nur gespielt und wenn du nicht so sehr klammern würdest, wäre das beim gehen wirklich von Vorteil."

Gwenny:
Ein bulliger Butler öffnet uns die Tür und da ich keine Ahnung habe was ich tun soll, deute ich einen leisen Knicks an und lächle ihn fröhlich an. Hinter ihm erscheint plötzlich eine Frau mittleren Alters, sie trägt ein wunderschönes, sonnengelbes Kleid und dazu passende Schuhe. Ich schaue sie begeistert an und als sie meinen Blick erwidert und mir ein breites Lächeln schenkt, finde ich sie auf anhieb sympathisch. "Kommt Herein, sollst holt ihr euch noch eine Erkältung", sagt Lady Tilney freundlich und befiehlt dem Butler für uns einen Tisch zu decken. Ich beeile mich durch die Tür zu kommen, weil ich in meinem dünnen Kleidchen langsam wirklich zu frieren anfing und schaue mich in dem großen Haus um. "Du bist bestimmt Gwendolyn, habe ich recht? Lass dich doch einmal ansehen!", Lady Tilney schnappt sich meine behandschuhte Hand und dreht mich ein paar Mal im Kreis. "Hach wie entzückend, ganz der Papa aber die Figur hast du ganz gewiss von deiner bezaubernden Mutter geerbt", verkündet sie strahlend und schließt mich in ihre Arme.

Paul:
August reißt die Tür zu ihrem Zimmer auf und schaut Paul vielsagend an. "Sie sind da, die Zeitreisenden sind soeben eingetroffen", verkündet er, während Paul von seinem Stuhl aufspringt und an ihm vorbei zur Treppe eilt. Im Schutz eines mächtigen Wandvorhangs späht er nach unten und tatsächlich, dort steht sie, seine Tochter und neben ihr...ein entnervtes Murren entfährt ihm "Aber natürlich lässt er sie nicht aus den Augen", zischt Paul in dem Moment, als sein Blick auf Gideon fällt.
Mit schnellen aber dennoch bedacht leisen Schritten rennt er zurück in ihr Zimmer und setzt sich vorsichtig auf das Bett. Mit leicht geöffnetem Mund und zuckenden Händen, liegt Lucy inmitten eines Kissenberges und schläft seelenruhig. Er beugt sich vor und streicht ihr eine feine Strähne aus dem Gesicht. "Wach auf Sonnenschein, hier ist jemand den du bestimmt sehen möchtest", flüstert er ihr leise ins Ohr und drückt ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Seine eigene Aufregung versucht er so gut es geht zu verbergen um Lucy nicht unnötig aufzuwühlen. Dir ärmste hatte in den letzten Wochen jede Nacht neben ihm wach gelegen und darauf gewartet, dass er wieder gesund wurde. Seine Verletzungen schmerzten zwar immer noch aber sie waren nichts im Vergleich zu dem Kummer den er jedes Mal erleiden musste, wenn er in ihr wunderschönes Gesicht sah und die dunklen Augenringe bemerkte.

Gwenny:
Bei der Erwähnung meines Vaters zucke ich unweigerlich zusammen und lege meinen Kopf schräg. Langsam ziehe ich mich aus dem Griff von Lady Tilney und trete ein paar Schritte zurück. "Woher wissen sie wer meine Eltern sind?", frage ich leise und greife mehr unbewusst als wirklich bedacht nach Gideons Hand. "Huch ich habe wohl schon wieder zu viel geplaudert aber achte gar nicht auf mich mein Kind, über das Aussehen der Kinder kann man immer unweigerlich auf das Aussehen der Eltern schließen und ich habe eine kleine Gabe was das betrifft", sagt meine Vorfahrin und zwinkert mir verschwörerisch zu. Immer noch nicht beruhigt suche ich Gideons Blick und versuche aus seinem Gesicht seine Gedanken zu lesen. "Aber was stehen wir denn hier so herum als wären wir Fremde, kommt herein, kommt herein. August hat bestimmt shcon alles für den Tee gedeckt", Lady Tilney eilt mit wehenden Röcken ins Wohnzimmer und ich folge ihr, immer noch dicht gedrängt an Gideon.

Paul:
Er kann nicht anders und muss sie einen Moment lang betrachten. Ihre riesigen blauen Augen, die ihn aus dichten Wimpern heraus fragend und zugleich aufmerksam mustern sind einfach zu schön und er verliert sich für den Bruchteil einer Sekunde in ihrem Blick. "Es ist Gwendolyn, mein Schatz.", er wartet ihre Reaktion ab und fügt dann etwas säuerlich hinzu "und natürlich hat sie auch meinen Neffen alias die Kampfmaschine im Schlepptau"

Gwenny:
Ich nicke langsam und folge den anderen ins Wohnzimmer. "Ich habe auch ein ungutes Gefühl dabei, ihre Bemerkung über meine Eltern war merkwürdig",flüstere ich leise zu Gideon und achte darauf, dass Lady Tilnes nichts von unserem Gespräch mitbekommt. Tatsächlich wurde bereits alles für einen Nachmittagstee hergerichtet. Porzellangeschirr und Unmengen Gebäck, Gurkensandwiches und buntem Konfekt zierten einen antiken Tisch. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte ich der Einladung der Dame und setzte mich ihr gegenüber.

Paul:
Er ergriff Lucys Hand und zog sie sanft an seine Brust. Behutsam streicht er ihr über den Rücken und küsst sie sanft auf den Scheitel. "alles wird gut, wir müssen nur ruhig bleiben und ihnen alles vernünftig erklären", sagt er sachlich und grinst Lucy an. "Ich verspreche dir dieses Mal nicht auszuflippen und nicht grundlos den Degen zu schwingen, Prinzessin." Langsam lässt er sie wieder los und prüft den Halt seiner Waffe am Gurt. "Aber dennoch, sollte der Kleine ausfallend werden, wird es mir egal sein ob ich verletzt bin oder nicht, dem werde ich Manieren beibringen." Er geht mit leisen Schritten zur Treppe und hält Lucy die Hand hin, jede Bewegung seines Armes bereitet ihm höllische Schmerzen aber er lässt sich nichts anmerken und strahlt seine Geliebte stattdessen aus glänzenden grünen Augen an. "Bereit deine Tochter zu treffen?"

Paul:
"Zusammen schaffen wir alles", flüstert er ihr noch zu, bevor sie ins Wohnzimmer hinein marschieren und er sich scheinbar lässig in den Türrahmen lehnt. "Da muss ich dem Jungen zustimmen, das sieht wirklich alles toll aus, Margret", sagt er dann und schaut ein selbstgefällig zu wie ein erschrockener Ausdruck auf Gideons Gesicht legt. Gut so Bursche, hab bloß Respekt vor den Älteren
Sein Blick bleibt an Gwendolyn hängen und alle Arroganz verschwindet aus seinem Gesicht, mit weit aufgerissenen Augen starrt seine bereits erwachsene Tochter von ihm zu Lucy und greift in blinder panik nach einem Buttermesser.

Gwenny:
Ich schiebe mir gerade genüsslich einen Keks in den Mund als hinter uns eine vertraute Stimme ertönt und Gideon und ich gleichzeitig herumwirbeln. In der Tür stehen Lucy und Paul. Ich schlucke hart und starre von einem zum anderen, mit einer schnellen Bewegung schnappe ich mir den erst besten Gegenstand den ich finden kann und klammere mich an ihn. Plötzlich ertönt an der Tür lautes Gepolter und Schüsse, nun ist es an Paul und Lucy herumzuwirbeln und genau in diesem Augenblick krachen dunkel gekleidete Männer durch die Eingangstür. Im Bruchteil einer Sekunde sehe ich zu wie Paul sich schützend zwischen Lucy und die Fremden stellt und seinen Degen zückt. "Sie sind hier, wir haben die Verräter gefunden", brüllt einer der Männer und stürzt sich mit gezücktem degen auf Paul und Lucy. Ich schreie auf und springe polternd vom Stuhl. "Was geht hier vor?" brülle ich zu Gideon gegen das ohrenbetäubende Getosean. Immer merh Männer drängen sich in den Eingangsbereich, manche mit spitzen Degen bewaffnet und andere mit altertümlichen Pistolen.